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Unter dem Eis leben Fische

Unter dem Eis leben Fische

Er war spät aufgestanden und hatte sich unter der Dusche einen runtergeholt, das war anstrengender als im Bett, aber auch produktiver. Im Café saßen die Menschen vor ihren übergroßen Tassen, gesprochen wurde nicht viel, man starrte in die Geräte.

Er war durch die Straßen der Stadt gelaufen und hatte im Neonlicht vor den Geschäften gestanden und Dinge betrachtet. Überall war jetzt Schlussver- kauf, Null-Prozent-Finanzierung für jedermann, alles im Angebot. An der Bushaltestelle hatte eine Frau im Mülleimer Pfandflaschen gesucht, oder vielleicht auch etwas anderes. Sie hatte seiner Mutter sehr ähnlich gesehen.

Am Kanal hatte er sich über die Brüstung gelehnt und auf das farblose Eis geschaut und die blau flackernden Fenster auf der anderen Seite.

Unter dem Eis leben Fische, das wusste er aus der Schule.

Erstmals erschienen in:
Horst, Hund und Brodt — Erste und letzte Texte
Erhältlich als eBook zu »Das Grau, die Tage«